Regierungsrat, Prof.
Johannes Schwantner

Vorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen

* 1948    † 2018

 

Lebenslauf

Johannes Schwantner wurde am 7. Februar 1948 in Wien geboren. Er absolvierte die Ausbildung zum Berufsschullehrer und war dann ab Anfang 1976 als Lehrer an der Berufsschule für das Gastgewerbe beschäftigt. Die Lehramtsprüfung schloß er 1980 mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Schließlich fungierte er ab 1982 als Leiter der Erwachsenenbildung für Kellner, Facharbeiter Kurzausbildung. Beginnend mit 1983 übte er über viele Jahre die Funktion des Jahrgangsleiters der Wiener Gewerkschaftsschule aus.

Johannes Schwantner war von 1988 bis 1993 Personalvertreter für den Dienststellenausschuss III der Berufsschullehrer.

In der Zeit von 1999 bis 2012 war er Direktor an der Berufsschule für Gastgewerbe. Seit 2013 ist er im Ruhestand.

Politisches Wirken

Das politische Wirken von Johannes Schwantner war sehr stark von der Geschichte der
ArbeiterInnenbewegung sowie aktivem Antifaschismus geprägt. So leitete er ab 1989 das „Hermann-Langbein-Symposium“ sowie seit Anfang der 1990er Jahre jährliche Jugendseminare und Gedenkfahrten nach Auschwitz, Treblinka und Majdanek zum Thema Shoah. Johannes Schwantner war ab 1994 Geschäftsführer des Vereins „Niemals Vergessen“, der rund 200 interessierten Zivildienstpflichtigen die Möglichkeit bietet, an Gedenkstätten des Holocaust in Deutschland und Polen ihren Zivildienst zu leisten.

Er absolvierte zudem Studienaufenthalte in Yad Vashem, Groß-Rosen, Majdanek, Stutthof und Auschwitz. Besonders wichtig war für Johannes Schwantner, Lehrerinnen und Lehrer für antifaschistische und historische Themen zu sensibilisieren. Dies tat er als Vortragender und Veranstaltungsleiter zahlreicher Veranstaltungen an der Pädagogischen Hochschule Wien.

Weiters betreute er für das Mauthausen Komitee Österreich Gedenkveranstaltungen in den ehemaligen Außenlagern von Mauthausen in Simmering und Floridsdorf.

Johannes Schwantner war ab 2013 Initiator und Betreuer der Internationalen Sommerakademie in deutscher Sprache an der Gedenkstätte Auschwitz – Birkenau.

Er zeichnete auch für die Planung und Durchführung mehrerer Veranstaltungen zum Thema jüdische Kultur für Lehrer, in Zusammenarbeit mit Herrn Ronald Gross vom jüdischen Museum, verantwortlich.

Vorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen

Im Jahre 2009 wurde Johannes Schwantner zum Wiener Landesvorsitzenden des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen gewählt. Am 16. November 2013 folgte er schließlich Ernst Nedwed als Bundesvorsitzender nach.

Johannes Schwantner im Interview über persönliche Prägungen sowie Strategie und Taktik antifaschistischer Arbeit

Johannes Schwantner äußerte sich in einem Interview mit Gerald Netzl, der dem Landesverband Wien im Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschist/inn/en, vorsteht, über persönliche Prägungen sowie Strategie und Taktik antifaschistischer Arbeit.

… über den Beginn seiner Mitgliedschaft bei den Freiheitskämpfer/innen

“Das war im Jahr 1985. Ich war in der SPÖ im 19. Bezirk in Wien aktiv und habe mich immer schon für die antifaschistische Arbeit interessiert. Angesprochen und -geworben hat mich eines Tages der Bezirksvorsitzende der Freiheitskämpfer Otto Binder, der Schwiegervater von Heinz Fischer.”

… über Menschen, die ihn geprägt haben

“Ganz besonders geprägt hat mich Hermann Langbein. Er war Auschwitz-Überlebender, hat seine bitteren Erfahrungen auch literarisch verarbeitet. Wir haben uns bei den von ihm initiierten Symposien „Nationalsozialismus – Ideologie und Wirklichkeit“ zur Lehreraus- und Weiterbildung in Linz kennengelernt. Die Symposien gibt es erfreulicherweise noch immer. Sie fanden und finden in Linz statt, weil dieses nahe bei Hartheim und bei Mauthausen liegt. Josef Hindels war in der Parteischule unser Vortragender zu „Ideologie“ und zu „Antifaschismus“. Und natürlich Rosa Jochmann.”

… über sein besonderes Interesse am Antifaschismus

“Die Ereignisse der Ersten Republik bis zu ihrem Ende im März 1938 haben mich schon immer interessiert. Dann die Verbrechen der Nationalsozialisten in ihrer gesamten grausamen Breite, d. h. politische Verfolgung, „rassische“ Verfolgung (JüdInnen, Roma und Sinti), Homosexuelle, Träger des schwarzen Winkels usw. Als Drittes die FPÖ, Rechtsextremismus in Österreich und auch international.”

… über die wichtigsten Aufgaben des Bundes der Freiheitskämpfer/innen

“... meiner Ansicht nach die Gedächtniskultur, also die Erinnerung und die Aufarbeitung der Erinnerung. Aufklärungs- und Bildungsarbeit, z. B. mit Gedenk- und Erinnerungsfahrten zu den Schauplätzen des Terrors. Die Anbringung von Gedenktafeln und Denkmälern und dafür zu sorgen, dass diese nicht heimlich verschwinden.”

… über das Verhältnis der Freiheitskämpfer und der SPÖ

“Wir sehen uns als Teil der Sozialdemokratischen Partei. Wir sollten als Freiheits­kämpfer immer wieder aufzeigen und uns melden, wie WIR uns den Weg der SPÖ vorstellen.”

… über wirksame Methoden, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus zu bekämpfen

“Am ehesten durch gute Lebensumstände für möglichst viele Menschen, also
eine wirksame, umverteilende (Sozial­)Politik. Und auch mit klaren Aussagen und klaren Zielen der Sozialdemokratie.”

Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien für Johannes Schwantner

Am 16. Juni 2016 wurde Johannes Schwantner mit dem “Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien” bedacht.

Dr. Michael Ludwig, der Johannes Schwantner über viele Jahre freundschaftlich verbunden war, sagte im Rahmen der Feierlichkeiten in Richtung des Geehrten:

„Johannes Schwantner ist ein wichtiger Mahner! Nicht zuletzt aufgrund beunruhigender aktueller Entwicklungen sind Deine Aktivitäten von unschätzbarem Wert. Danke, Hannes!“

November-Gedenkmarsch 2016

Der Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen gedenkt seit vielen Jahren jeweils am 1. November den Opfern des Kampfes gegen Austrofaschismus und des Nationalsozialismus.

Hierbei beteiligen sich Mandatar/innen und Vertreter/innen der SPÖ, der Wiener
SPÖ-Bildung, der SPÖ-Frauen, der Sozialistischen Jugend, der Jungen Generation, der Roten Falken und des VSSTÖ.

Im Rahmen des November-Gedenkmarsches 2016 wurde ein Kranz am Grab von Rosa Jochmann nieder gelegt. Schließlich erinnerte Johannes Schwantner am Mahnmal der Stadt Wien für die Opfer für ein freies Österreich 1934-1945 an den Kampf für soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie. Menschenverachtender Rassismus mache sich breit, dem die Sozialdemokratie entgegentreten müsse, so der Bundesvorsitzende der Freiheitskämpfer/innen Johannes Schwantner.

Die Vorsitzende der SPÖ-Frauen, Gabriele Heinisch-Hosek, hielt am selben Denkmal eine Rede.
“Es gelte, Zuversicht zu vermitteln. Demagogen und Demagoginnen schüren Angst, verbreiten hetzerische Thesen.” Sie erinnerte an fünf Frauen, welche die Republik - insbesondere für Frauen - nachhaltig zum Positiven verändert haben: Rosa Jochmann, Käthe Leichter, Hertha Firnberg, Johanna Dohnal, Barbara Prammer.

Andrea Kalchbrenner, ihres Zeichens Bezirksvorsteherin von Penzing, sprach an der Gedenkstätte der Gruppe 40. Sie erinnerte in ihrer Rede vor allem an die Kinder vom Spiegelgrund. Dem rechtsextremen Trend müsse mit allen legalen Mitteln entgegengetreten werden.

Der Gedenkmarsch endete dann traditionell im Ehrenhain für die Februar- und Spanienkämpfer.

Rede von Johannes Schwantner am 1. November 2016 beim Mahnmal

Rede von Johannes Schwantner am Mahnmal der Stadt Wien für die Opfer für ein freies Österreich 1934-1945.

Kranzniederlegung am Mahnmal.

Verbeugung.

Tod

Johannes Schwantner starb am 11. März 2018.

Weblinks

Wir erinnern uns

Sie sind eingeladen, Ihre persönliche Erinnerung an
Regierungsrat, Prof. Johannes Schwantner nieder zu schreiben.

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Erinnerung von Christine Klein   14.12.2018

Ich bedanke mich für dein Wirken gegen den Faschismus und für die Aufklärung der Jugendlichen und der LehrerInnen über den Faschismus. Ich verneige mich in Demut.

Erinnerung von Katharina Kucharowits   06.04.2018

Lieber Hannes!

Ich möchte dir auf diesem Weg DANKE sagen. Für die Zusammenarbeit in den letzten Jahren mit dir, für etliche Telefonate, für gemeinsame politische Ideen und Anfragen, die wir formuliert haben, für gemeinsame Sitzungen und eine gemeinsame FreiheitskämpferInnen-Bundeskonferenz. Aber vor allem für deinen unermüdlichen Kampf gegen den Faschismus.
Hannes, DANKE!

Ein letztes Freundschaft, Kathi

Katharina Kucharowits
Bundesvorsitzende der Jungen Generation in der SPÖ
Mitglied des Bundesvorstands der FreiheitskämpferInnen

Erinnerung von Peter Weidner   05.04.2018

Auch mir fallen wie Genossen Samuel Puttinger in diesen traurigen Tagen nur Zeilen vom guten alten Bertolt Brecht ein:

„Die Schwachen kämpfen nicht.
Die Stärkeren kämpfen vielleicht eine Stunde lang.
Die noch stärker sind, kämpfen viele Jahre.
Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang.
Diese sind unentbehrlich.“

Wenn wir an unsere Stärksten und hier vor allem an unseren Hannes denken, dann müssen wir uns nur erinnern, über wen er so oft redete und sie zu FreiheitskämpferInnen-Gedenkveranstaltungen oder zum Langbein-Symposion einlud. Und zwar von den Opfern des Faschismus, für die er sich mehr als sein halbes Leben lang wie kein Zweiter voll eingesetzt und ihnen immer geholfen hat.

Nicht nur für diese Menschen ist unser Freund und Genosse Hannes Schwantner unentbehrlich.

Erinnerung von Vinzenz Jobst/Werner Pikalo   04.04.2018

Werner und ich waren vom Ableben unseres Freundes Johannes Schwantner tief betroffen. Seine Grundsatztreue, Aufrichtigkeit und humanitäre Grundhaltung bleiben uns ebenso in Erinnerung wie die Vorbildwirkung, die Genosse Schwantner als Freiheitskämpfer vorgezeigt hat. Wir trauern um ihn und werden seinen geradlinigen Weg unseren Freundinnen und Freunden stets in Erinnerung rufen.
Vinzenz Jobst/Werner Pikalo, Klagenfurt

Erinnerung von Puttinger Samuel / Vorsitzender FHK OÖ   03.04.2018

Hannes hat mir in vielen Gesprächen Vorschläge (ohne „… schläge“) gemacht, über die ich immer lange nachdachte. Wenn ich heute sehr traurig an ihn denke, fallen mir folgende Brecht-Zeilen ein:

„Ich benötige keinen Grabstein, aber
Wenn ihr einen für mich benötigt
Wünschte ich, es stünde darauf:
Er hat Vorschläge gemacht. Wir
Haben sie angenommen.
Durch eine solche Inschrift wären
Wir alle geehrt.“

Da aber Hannes, wie ich ihn kennen- und schätzenlernen durfte, ein sehr sehr bescheidener Mensch war, würde er sich gegen eine solche Inschrift auf seinem Grabstein sicher wehren.

Er hat Vorschläge gemacht. Wir haben sie angenommen. Und werden Hannes niemals vergessen!

Samuel Puttinger
Landesvorsitzender Bund sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus,
Aktive AntifaschistInnen OÖ

Erinnerung von Susanna Steiger-Moser   03.04.2018

Erinnerung FreiheitskämpferInnen Burgenland

Im Namen unseres Landesverbandes danke ich Hannes für seinen unermüdlichen Einsatz für die Anliegen unseres Bundes und spreche der Familie unser aufrichtiges Mitgefühl aus. Wir versuchen mit Zeilen von Dietrich Bonhoeffer einen Trost zu geben:

Je schöner und voller die Erinnerung,
desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual
der Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht
wie ein Stachel, sondern wie ein kostbares
Geschenk an sich.

Im Gedenken an Hannes übermittle ich unsere letzten freundschaftlichen Grüße

Susanna Steiger-Moser
Landesvorsitzende Burgenland des Bundes sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen

Erinnerung von Bez.Rat. a.D. Magdalena Schmid   29.03.2018

Ich möchte mich für seine freundliche Aufnahme bedanken und für die netten Gespräche in letzter Zeit. Ich werde ihn sehr vermissen und in meiner Erinnerung behalten.

Erinnerung von GR a.D. RR Herta Slabina   29.03.2018

Als ich als Landtagsab.GR der Stadt Wien und als Beamtin 1991 in Pension ging begann ich aktiv beim Bund sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschisten in div. Funktionen mitzuarbeiten. Prof. H. Schwantner war lange vor mir bei unserem Bund tätig und auch in anderen Gremien leistete er vorbidliche antifaschistische Arbeit, Er hat mich freundlich aufgenommen doch leider war er dann viele Monate krank, war jedoch immer mit uns in Verbindung. Als unser Vors. NR a.D. E. Nedwed plötzlich verstarb, war er trotz seiner Leiden sofort zu Stelle. Er stellte mit uns gemeinsam den Bund neu auf und gab uns allen immer das Gefühl gute Arbeit geleistet zu haben! Seine antifaschistische Überzeugung war von Herzen kommend, er war sensibel und von freundlichem Wesen und seine Kompetenz hat mich sehr beeindruckt. Unser Bund hat durch ihn Ansehen und Anerkennung gewonnen. Der Schmerz über seinen plötzlichen Verlust ist tief und ich werde immer sein Andenken in meinen Herzen bewahren!
LAbg.GR a.D. R.Rat Herta Slabina
Ehrenmitglied des FK Bundes-u.Wiener Vorstandes Wien, März 2018

Erinnerung von FreiheitskämpferInnen Niederösterreich   29.03.2018

Im Namen des Landesverbandes Niederösterreich möchten wir von unserem Bundesvorsitzenden und Freund Professor Johannes Schwandtner Abschied nehmen.
Hannes war viel mehr als ein hoch geschätzter und geachteter, aufrechter Antifaschist und leitender Funktionär. Sein Lebensinhalt war so erfüllt vom Bildungsauftrag und der Freundschaft in unserer Gemeinschaft, dass er diese Grundsätze mit Leben erfüllte und die Zusammenarbeit mit ihm lehrreich und wahrhaft freundschaftlich war.
Sein viel zu früher Tod macht uns betroffen und Nachdenklich. Wir sagen DANKE dass wir ein Stück des Weges mit Hannes gehen durften.
Ein aufrichtiges, letztes Freundschaft

Anton Heinzl, Abg. zum NR aD
Landesvorsitzender Niederösterreich

Harald Ludwig, STR
gf. Landesvorsitzender Niederösterreich

Erinnerung von Klaus Bergmaier   27.03.2018

Seit über 10 Jahren kenne ich Johannes Schwantner und schätze sein großes Engagement für die Erinnerungsarbeit und seinen gelebten aktiven Antifaschismus. Ihm war es stets ein großen Anliegen junge Menschen für die Zeitgeschichte zu interessieren und ihnen die Gedenkkultur nahezubringen.
Für uns niederösterreichische Freiheitskämpfer hatte er stest ein offenes Ohr und unterstützte uns, wo es ging. Seine menschlichen Qualitäten darüber hinaus imponierten mir enorm. Ich bin dankbar, dass ich ihn kennen lernen durfte und bei so vielen Gelegenheiten im Bundesvorstand der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer, im Bundesbildungspräsidium und weit darüber hinaus mit ihm zusammen sein und zusammenarbeiten konnte. So hat er unsere Arbeit von arbeiterinnenlieder.at.tt stets gutegeheißen und bei vielen Gelegenheiten unterstützt. Er wird eine große Lücke in der gesamten Sozialdemokratie hinterlassen.

Seiner Familie möchte ich herzliche Anteilnahme aussprechen und sende letzte freundschaftliche Grüße aus Krems

Klaus Bergmaier

Bezirksgruppe Krems des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen.

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